Logo Ehe und Familie

Logo Ehe und Familie
Ein Zelt der Begegnung mit Dir.

Freitag, 4. Dezember 2015


In der Stadt Myra lebte ein Mann namens Avaruzzo. Er wohnte am Rande der Stadt, in einem kleinen Haus mit Garten. Sein Haus hatte offene Fenster und Türen. Wenn Kinder kamen, wurden sie von Avaruzzo beschenkt. Erwachsene fragten ihn oft um Rat und Hilfe. Avaruzzo hatte ein offenes Ohr und ein offenes Herz.

Eines Nachts hatte Avaruzzo einen seltsamen Traum:

Er hörte eine Stimme: Avaruzzo was geht dich die Not der anderen an. Denke doch mal mehr an dich! Sorge, dass es vor allem dir gut geht. Ich weiß wie du der reichste Mann in Myra wirst. Willst du?

Avaruzzo ist jetzt wach. Was ist das für eine Stimme? Kommt sie von außen? Oder von innen, von seinem eigenen Herzen? Die Stimme lockt, verlockt der Größte, der Reichste zu sein. Der Gedanke lässt ihm keine Ruhe mehr. „Ja, ich will es“, spricht er ganz laut.

„Alles hat seinen Preis“, sagt die Stimme. „Gib mir dein weiches Herz. Ich geb dir dafür ein hartes, ein Herz aus Stein. Dann rührt dich keine Not mehr an. Du denkst nur mehr an dich und du wirst groß und mächtig sein.“ So kommt es: Avaruzzo gibt sein weiches Herz für ein Herz aus Stein.

Am nächsten Morgen hat Avaruzzo keinen Blick mehr für den Schein der Sonne, das Singen der Vögel und die bunten Blumen. Tür und Fenster bleiben verschlossen. Verschlossen auch Arme, Hände, sein Herz. Für die Kinder hat Avaruzzo nichts mehr übrig, sie fürchten ihn sogar.  Die Leute, die um Rat und Hilfe fragen werden fortgeschickt.

Avaruzzo will nur eins: haben, haben, haben immer mehr und mehr. Ich will der Größte sein der Reichste ich ganz allein.

Avaruzzo ist reich geworden. Er ist aber auch ganz einsam geworden. Ohne Freunde und ohne Freude. Jeder fürchtet ihn und macht einen weiten Bogen um sein Haus.

 

In Myra lebt noch ein anderer Mann, der blickt oft hinüber zu Avaruzzo und macht sich so seine Gedanken.

Es ist der Bischof Nikolaus. Er denkt sich: da ist einer ganz reich, und doch arm im Herzen. Er lebt mit allen im Streit, hat keine Freunde mehr, sein Herz ist hart, hart wie Stein. Was kann ich tun? Wie kann ich helfen?

Nikolaus beschließt. Ich will hingehen, so wie ein Hirte sein verlorenes Schaf sucht, so will ich gehen und ihn suchen und besuchen.

Bischof Nikolaus klopft an die Tür. Avaruzzo öffnet sie. „ Was willst du!“will er sagen, aber die Worte bleiben ihm im Mund stecken. Zwei gütige Augen schauen ihn an und Nikolaus spricht: „ Avaruzzo Friede sei mit dir!“

Dann legt Nikolaus seinen Arm um Avaruzzos Schulter. Er umarmt ihn. Und sagt:“ Avaruzzo! Gottes Liebe wohnt in unseren Herzen. Sie ist ausgeschüttet auch in deinem  Herzen. Öffne dein Herz für diese Liebe, Gib ihm Platz darin!“

Es geschieht ein Wunder. Avaruzzo begreift: „Da ist einer zu mir gekommen, der es gut mit mir meint. Er verachtet mich nicht. Er schaut mich mit Liebe an. Er gibt mir gute Worte.

Und so kam es, was so hart in Avaruzzo war, wird ganz weich. Es ist, als fiele dem Avaruzzo der schwere Stein vom Herzen. Er kann aufatmen. Die Liebe und Freude kehren zurück in sein Herz. Avaruzzo hat sein menschliches Herz wieder gefunden.

Alles was verschlossen war, wird wieder aufgemacht, das Fenster die Arme das Herz. Avaruzzo lacht in die Welt.

Wir wollen mit Avaruzzo dem Bischof Nikolaus danken und Gott bitten: Schenke auch uns ein gutes Herz.

Gedanken zu dieser Geschichte:


Der Heilige Nikolaus wird jedes Jahr in der Adventszeit gefeiert. Warum eigentlich gerade im Advent?
Weil Nikolaus ein Mensch ist, der uns tief in das Geheimnis des Advent blicken lässt. Und die Geschichte, die wir gerade gehört haben, erzählt davon.
Denn das Geheimnis des Advents wird an dem Reichen Avaruzzo deutlich.
Avaruzzo ist ein Mensch wie wir alle. Eigentlich weiß er ja, worauf es im Leben ankommt. Aber da ist diese Stimme, die ihn langsam immer mehr einnimmt. Es ist halt zu verlockend, reich zu sein, mehr zu haben als alle anderen.
Ähnlich geht es vielen Menschen mit dem Advent. Es herrscht ein unheimlicher Zwang, immer größere Geschenke zu kaufen. Die Menschen übertrumpfen sich gegenseitig mit der originellsten Weihnachtsdekoration. Es wird gebastelt, gemalt, gebacken was das Zeug hält. Dabei geht aber das Eigentliche am Advent verloren. Was das ist, sagt dieses Gebet:
 
Guter Gott
Bischof Nikolaus war ein guter Mann
Schenke auch uns Augen und Ohren, die Not erkennen.
Schenke auch uns ein Herz, das bereit ist zu helfen und zu teilen.
Gib uns Hände und Füße, die bereit sind unserem Herzen zu folgen.
Denn dann bist du mitten unter uns. Amen.
 
Das Geheimnis des Advent ist nichts Außergewöhnliches. Aber es ist etwas, was uns Menschen zu tiefst im Herzen berührt. So wie die Umarmung des Nikolaus den Avaruzzo zutiefst im Herzen berührt hat. Es ist etwas, das uns die Augen und Ohren öffnet und uns bereit macht, die Not und die Freude unserer Mitmenschen zu teilen.
Deshalb ist der Namenstag des Heilige Nikolaus ganz zu Recht im Advent, weil er dieses Geheimnis erkannt hat. Es ist dieser Weg in unser eigenes Inneres, in unser Herz, der auch im heutigen Evangelium angesprochen wird, wenn es heißt: Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straße.

 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen