Emmausgang
Einleitung:
Am Tag nach
Ostern gingen zwei Jünger von Jerusalem nach Emmaus. Jesus unterwegs hatten sie
eine unerwartete Begegnung. Ich muss
mich auf den Weg machen, damit ich unerwartetes erleben kann. Zu Hause begegne
ich nur meinem Alltag. Deshalb gehen wir heute hinaus und lassen uns
inspirieren, von der Natur, den Texten der Bibel und von Gedanken von Frére
Roger. Ich habe sie bewusst ausgewählt, dieses Jahr ist es zehn Jahre her, dass
Frére Roger gestorben ist und er würde heuer am 12. Mai seinen 100. Geburtstag
feiern.
An jeder
Station hören wir einen Text von ihm und einen Impuls von zwei Kindern
vorgetragen. Wir setzen unseren Weg fort mit einem Lied. Nach einem kurzen
Stück Weg lade ich sie ein, miteinander über die Impulse ins Gespräch zu
kommen.
Wir beginnen
mit einem Gebet von Frére Roger:
Auferstandener Jesus, du siehst, dass
ich manchmal verloren,
wie fremd auf der Erde bin.
Aber in meiner Seele brennt ein Durst,
er ist Erwartung deiner Gegenwart.
Und mein Herz bleibt unruhig, bi es dir,
Christus,
alles übergibt, was es fern hielt von
Dir.
Amen.
Lied: Meine Hoffnung
und meine Freude
Station
Evangelium:
Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens
Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
Frére
Roger:
In jedem Menschen findet sich ein Stück
Einsamkeit, das keine menschliche Nähe auszufüllen vermag.
Und dennoch bist du nie allein. Lass
dich ausloten bis in dein innerstes Sein, und du wist sehen, dass in der Tiefe
deines Wesens, dort wo kein Mensch dem anderen gleicht, Christus dich erwartet.
Und das unerwartete geschieht.
Christus ist nicht gekommen, um
aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Wenn du in der Stille deines Herzens
lauschst, begreifst du, dass er die menschliche Kreatur niht demütigt, sondern
auch noch das Beunruhigendste in dir verklärt.
Sollte dir unbehaglich werden, sobald du
dich selbst entdeckst? Aber wer könnte dich verurteilen, wenn Jesus für dich
betet? Wolltest du dich für alles anklagen, was dich umtreibt – deine Tage und
Nächte reichten nicht aus.
Stellen sich Anfechtungen ein oder
trifft dich Unverständnis vonseiten anderer, so vergiss nicht, dass aus
derselben Wunde, in die die Unruhe eindringt, auch schöpferische Lebenskräfte
erwachsen. Und es öffnet sich ein Durchlass, der vom Zweifel zum Vertrauen, von
Fruchtlosigkeit zu schöpferischer Entfaltung führt.
Kind:
Ist der Weg auch lang und schwer, sehe
ich das Ziel manchmal nicht mehr:
Ich fürchte mich nicht!
Ich gebe nicht auf!
Ich gehe weiter meinen Weg.
Lied: Bleibet hier
und wachet mit mir
2.
Station
Evangelium:
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und
ging mit ihnen.
Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht
erkannten.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg
miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd
in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort
geschehen ist?
Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er
war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
Doch unsere
Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen
lassen.
Wir aber
hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute
schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
Aber nicht
nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung
versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
fanden aber
seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel
erschienen und hätten gesagt, er lebe.
Einige von
uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn
selbst aber sahen sie nicht.
Da sagte er
zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben,
was die Propheten gesagt haben.
Musste nicht
der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
Und er legte
ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift
über ihn geschrieben steht.
Frére
Roger:
In seinem Evangelium sagt Johannes in
einer überwältigenden Eingebung mit drei Wörtern, wer Gott ist: „Gott ist Liebe“.
Wenn wir allein diese drei Wörter begreifen, kommen wir weit, sehr weit.
Was fesselt uns an diesen Worten? Dass wir
in ihnen einer hellen, klaren Gewissheit begegnen: Gott hat Christus nicht auf
die Erde gesandt, um irgend jemanden zu verurteilen, sondern damit sich jeder
Mensch geliebt weiß und einen Weg in Gemeinschaft mit Gott finden kann.
Aber warum ergreift die Einen Staunen
über eine Liebe, wissen sie sich geliebt, ja überglücklich? Und warum haben
andere den Eindruck, wenig Beachtung zu finden?
Könnte es jeder begreifen: Gott
begleitet uns bis in unsere unergründliche Einsamkeit. Zu jedem sagt er: „zu
zählst viel in meinen Augen, du bist wertvoll für mich und ich liebe dich“. Ja,
Gott kann nur seine Liebe schenken, darin liegt das ganze Evangelium.
Kurz vor seinem Tod versichert Jesus den
Seinen, dass ihnen Tröstung zuteil wird: Er wird ihnen den Heiligen Geist
senden, der ihnen Beistand und Tröster und stets nahe sein wird.
Auch heute sagt er leise im Herzen eines
jeden Menschen: Ich lasse dich niemals allein, ich sende dir den Heiligen
Geist, selbst wenn du tief verzweifelt bist, bleibe ich bei dir.
Den Trost des Heiligen Geistes zu
empfangen heißt darauf aus sein, sich in Stille und Frieden ihm zu überlassen. Wenn
dann manchmal Schlimmes geschieht, wird es möglich, darüber hinwegzukommen.
Und schon befinden wir uns auf einem Weg
der Hoffnung. Gott lässt uns nicht allein. Er lässt uns auf eine Gemeinschaft
zugehen, jene Gemeinschaft der Liebe, die die Kirche ist, so geheimnisvoll und
so unentbehrlich zugleich.
Kind:
Jesus geht mit uns, auch wenn wir ihn
nicht sehen.
Wo wir auch sind, wir können seine Nähe
spüren.
Wenn wir uns anderen Menschen öffnen und
in Ihnen ein Abbild Gottes erkennen, ist er da.
Lied:
Geh mit uns
3.
Station
Evangelium:
So
erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er
weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten:
Bleib doch
bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er
mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Und als er
mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot
und gab es ihnen.
Da gingen
ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
Und sie
sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs
mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
Noch in
derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie
fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt.
Diese
sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
Da erzählten
auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das
Brot brach.
Frére
Roger:
Umzingelt dich das Unbegreifliche? Wenn
die Nacht undurchdringlich wird, ist seine Liebe ein Feuer. Von dir hängt es
ab, ob du auf dieses Licht schaust, das in der Finsternis leuchtet, bis sich
die erste Morgenröte zeigt und der Tag anbricht in deinem Herzen.
Du weißt genau: nicht du schaffst diese
Quelle des Lichts, sie kommt von Christus.
Unerwartet zieht die Liebe Gottes
vorüber, wie ein Blitz durchstreift der Heilige Geist jeden Menschen in der
Nacht. Durch diese geheimnisvolle Gegenwart stützt dich der Auferstandene, er
kümmert sich um alles und nimmt selbst schwere Bedrängnis auf sich.
Erst nachträglich, manchmal viel später,
begreifst du, dass es nie an seiner Überfülle fehlt. Und du sagst: Brannte mir
nicht das Herz, während er zu mir sprach?
Bleibst du dem Auferstandenen nahe, auch
ohne ihn recht zu erkennen, in langen Zeiten der Stille, in denen sich nicht zu
ereignen scheint?
Hier werden starke Entscheidungen
erwogen. Hier bleibt kein Raum für unschlüssiges Hinterfragen.
Sag es ihm, wenn du kaum begreifst, was
er von dir erwartet. Sag ihm alles im schlichten Gebet, auch das Unsägliche.
Kind:
Ich will brennen für dich, will
begeistert sein!
Ich will Ausschau halten nach jedem noch
so kleinen Aufblitzen des Heiligen Geistes.
Lied: Wo zwei oder drei
Vater
Unser
Gebet:
Auferstandener, wenn wir uns schlicht
danach sehnen, deine Liebe zu empfangen, entzündet sich mit der Zeit zutiefst
in uns eine Flamme. Diese Flamme, die der Heilige Geist nährt, mag zunächst
flackern. Unerhört ist es, dass sie immer brenn ob wir es wissen oder nicht.
Wenn wir begreifen, dass du uns liebst, wird uns das Vertrauen des Glaubens zum
Lied.
Segen