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Ein Zelt der Begegnung mit Dir.

Mittwoch, 10. Juni 2015


Bericht vom evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart

 

Ich fasse hier zusammen, was ich auf dem Kirchentag gesehen und gehört habe. Die hier getätigten Äußerungen entsprechen nicht automatisch der Meinung des Verfassers.

 

Zu den Veranstaltungen über Familie auf dem Kirchentag ist zu sagen, dass sie allgemein eine Frage aufwerfen: Wer diskutiert in unserer Gesellschaft über wen?

Sowohl das Podium und die Experten als auch der größte Teil der Zuhörerschaft hatten ihre aktive Familienphase (mit Kindern bis zur Oberstufe) längst hinter sich. Insgesamt wurde häufiger über Familien als mit Familien geredet. Es wurden viele - für mich als Zuhörer nicht nachvollziehbare da weder graphisch veranschaulicht noch mir vorliegend - Statistiken rauf und runter zitiert.

Dies gilt im Übrigen nicht nur für Veranstaltungen des Kirchentages.

Dennoch konnte ich einige positive bzw. spannende Aspekte mitnehmen.

 

Podiumsdiskussion zum Thema: Chance und Scheitern – wie wird Familie neu buchstabiert?


 

Wohltuend war an dieser Veranstaltung zum einen, dass hier tatsächlich Familienmenschen in unterschiedlichen Konstellationen (kinderreiche Familie, Alleinerziehende, Patchworkfamilie, homosexuelle Beziehung) zu Wort kamen. Zum anderen tat die Anwesenheit von Frau Familienministerin Schwesig als jüngste Podiumsteilnehmerin gut, die noch dazu aufgrund des Kita-Streiks früher gehen musste, damit sie die Betreuung ihrer Tochter sicherstellen konnte.

 

Essenz der Veranstaltung:

Es gibt eine Vielfalt an Beziehungs- und Familienformen, die von Menschen gelebt werden und in denen Menschen nach eigener Überzeugung glücklich werden können.

Grundprinzip aller dieser Formen ist die (bei Alleinerziehenden nicht mehr vorhandende aber ersehnte) gegenseitige Liebe zweier Erwachsener Menschen und deren Fürsorge (das soziologische Stichwort „Care“ viel hier oft) für bei ihnen aufwachsendenKinder und deren Erziehung.

Im Grunde genommen orientieren sich somit all diese Lebensformen an der klassischen Ehe zwischen Mann und Frau.

Nach einhelliger Meinung der Runde sind sie somit keine Gefahr, sondern eher eine Bestätigung für das Lebensmodell „Ehe“.

 

Podiumsdiskussion zum Thema: Arbeitszeit + Familienzeit = Lebenszeit – Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf


 

Bei dieser Veranstaltung treffen die oben genannten Kritikpunkte vollends zu. Es war eine Einbahnveranstaltung, auf der über die Betroffen hinweg von nicht betroffenen älteren Menschen geredet wurde.

 

Essenz: Spannend war noch die Aufarbeitung des ersten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung durch Herrn Martin Rosowski, Hauptgeschäftsführer Männerarbeit der EKD. Er stellte fest, dass der Bericht von seinem Ansatz her das klassische Männerbild des Alleinverdieners und Ernährers der Familie vor Augen hatte. Dementsprechend werden die Defizite der Umsetzung der Gleichstellung einseitig bei den Frauen gesucht. Eigentlich müssten sie aber eher bei den Männern gesucht werden.

Als politische Maßnahmen wurden dann die Abschaffung des Ehegattensplittings zu Gunsten eines Kinderbezogenen Steuerausgleichs und eine Pflicht – Elternzeit für Männer genannt.

An die Industrie wurde der Appell gerichtet, für eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu sorgen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Unternehmensplanung zu berücksichtigen.

Auch wurde angemerkt, dass Elternzeit von Seiten der Unternehmen fast ausschließlich als Nachteil gewertet wird. Dabei wird übersehen, dass ein Unternehmen auch von den Erfahrungen profitieren kann, die ein Mitarbeiter / eine Mitarbeiterin in dieser Zeit gemacht hat.

 

Im weitesten Sinn zu diesem Thema habe ich das folgende Buch entdeckt:

 

Jesper Juul

Mann & Vater sein

Kreuz Verlag Freiburg

ISBN: 978-3-451-61044-8

 

 

Podiumsdiskussion mit Austausch zum Thema: macht Kinder froh und erwachsene ebenso – Evangelisches Familienzentrum. Mittendrin.


 

Hier war ein deutlicher Vorteil, dass man Vertreter/innen verschiedener Familienzentren kennen lernen und mit ihnen ins Gespräch kommen konnte. Es waren Familienzentren vertreten, die entweder an eine Pfarrei und / oder an eine Kita angebunden waren. Eines entstand auch in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde.

 

Essenz: Von Kindergärten und Horten wird heute mehr erwartet, als diese beim besten Willen leisten können. Über Erziehung und Bildung hinaus wird Beratung, Seelsorge und Austausch als Bedürfnis der Eltern genannt. Das kann aber nur geleistet werden, wenn eine KiTa zu einem Familienzentrum ausgebaut wird. Und dafür braucht es eine hauptamtliche Kraft, die Projekte initiiert und Vernetzung zwischen einzelnen Gruppen und Einrichtungen einer Gemeinde schafft.

 

 

Begegnungsabend zum Thema: Gottes Patchworkfamilie – schenken, schmecken, staunen


 

Eine Reise durch viele der christlichen Konfessionen, kabarettistisch eingeleitet durch Wolfgang Bayer, der die typischen Marotten und Fettnäpfchen der Konfessionen aufs Korn nahm.

Anschließend stellten sich Lutheraner, Katholiken, die Ausrichter der Ökumenischen Kirchentage, syrisch Orthodoxe Kirche, Zwinglianer und Reformierte vor.

 

Essenz: Nach wie vor wird viel zu oft betont, was uns voneinander trennt. Der katholische Vertreter Detlef Stäbs, Domkapitular aus Rottenburg, wiedersprach folgerichtig dem Titel „Patchworkfamilie“, denn das würde ja bedeuten, dass wir aus unterschiedlichen Familien zusammengesetzt wären. In Wirklichkeit aber seien wir doch alle Blutsverwandt, da wir alle aus dem gleichen Ursprung heraus gewachsen seien.

Alois Glück vom ZDK betonte, dass man nicht so sehr bedauern sollte, was noch nicht geht, sondern in freundschaftlicher Verbundenheit das machen sollte, was machbar ist.

 

Zu diesem Thema passendes Buch:

 

Frére John von Taizè

Eine Gemeinschaft von Freunden

Verlag Neue Stadt

ISBN: 978-3-87996-963-0