Predigt Taufe Umi
Liebe Gemeinde Jesu Christi,
Das heutige Evangelium zeigt eine erstaunliche Szene: Jesus wird in
seiner Heimatstadt abgelehnt. Zu dieser Zeit hatte er schon viele Menschen für
sich gewonnen. Seine Predigt hatte in weiten Teilen Israels Anerkennung und
Beachtung gefunden. Viele Männer und Frauen haben sich mit ihm auf den Weg
gemacht. Wenn einer aus einer bestimmten Gemeinde kommt und Erfolg hat, dann
neigen die Menschen doch normalerweise dazu, ihm Empfänge zu bereiten, ihn zu
bejubeln. Nicht so in Nazareth.
Er eckt an. Seine Lehre passt den Menschen nicht. Weil er etwas
verändern will. Weil er aufbrechen will, wo man sich gerade so wohl gefühlt
hat.
Die Leute in Nazareth kennen ihn zu gut. Das ist doch der, der bei uns
aufgewachsen ist. Nichts besonderes, nur der Sohn des Zimmermanns. Und der
redet jetzt klug und weise daher? In etwas Bekanntem etwas Neues zu entdecken,
das fällt den Menschen schwer.
Doch vielleicht glauben sie auch nur, ihn zu kennen. Wussten sie
wirklich, wer da in ihrer Nachbarschaft wohnte? Hatten sich seine Nachbarn
jemals mit ihm beschäftigt? Oder hat man ihn einfach in eine Schublade gesteckt
und alles war klar?
Der Umgang der Nazarener mit Jesus ist macht mich nicht nur
nachdenklich, wie ich eigentlich oft mit Menschen umgehe. Ah, der ist
Obdachloser, die ist Asylantin – Schublade auf, Schublade zu.
Nein, es macht mich auch nachdenklich, wie ich mit meinem Glauben
umgehe. Ich weiß doch, was ich glaube. Oder auch, was ich nicht glaube. Darüber
brauche ich doch nicht mehr nachdenken.
Aber bin ich mir in jeder Hinsicht sicher?
Ich habe in den letzten Monaten unsere Umi auf ihrem Weg zur Taufe
begleitet. In dieser Zeit musste ich mich einmal wieder intensiv damit
beschäftigen, was ich eigentlich glaube, was zu unserem Glauben dazugehört. Schließlich
wollte ich ihr ja nichts Verkehrtes oder Unvollständiges erzählen.
Dabei kam ich oft ins Grübeln. Wie erkläre ich jemandem, der nicht
schon sein ganzes Leben lang Religionsunterricht, Erstkommunionvorbereitung,
Firmvorbereitung, Predigt mitbekommen hat - noch dazu aus einem anderen, von
anderen Religionen geprägten Kulturkreis - wie erkläre ich so jemandem, warum
wir an die Auferstehung der Toten glauben oder an einen dreieinigen Gott?
Gott sei Dank war die Umi eine wunderbare Schülerin, die das alles
verstanden und dankbar aufgenommen hat. Gleichzeitig habe ich viel von ihr,
ihrem Land und ihrer Kultur gelernt.
Gerade deshalb hat es mir zu denken gegeben. Sollte ich mich, sollten
wir uns gemeinsam nicht viel öfter mit unserem Glauben auseinandersetzen? Wie
bereichernd könnte es sein, wenn ich öfter die Gelegenheit hätte, eine andere
Sicht auf die gleiche, scheinbar so vertraute Sache zu bekommen? Dann würde mir
wieder klarer, dass mein Glaubensweg nicht am Ende ist, sondern dass ich immer
noch auf dem Weg bin.
Wo kann ich Gruppen, Menschen finden, um mit ihnen einen Austausch über den Glauben zu suchen?
Welche Themen des Glaubens interessieren mich besonders?
Womit habe ich meine Schwierigkeiten, womit brauche ich Hilfe?